Kelheim – Die Nachlese

Die Logs

Stopfenreuth – Traismauer
Au – Kasten
Regensburg – Kelheim u. zurück
Schlögen – Au
Traismauer – Marbach
Kasten – Metten
Regensburg – Metten
Au – Krems
Marbach – Au
Metten – Regensburg
Metten – Schlögen
Krems – Stopfenreuth

Die Tracker App am Handy setzt einen sehr empfindlichen Algorithmus ein, um die Unterscheidung zwischen „Bewegung“ und „Stillstand“ zu treffen. Schleichfahrt kreisend im Wartebereich von Schleusen zeigt die App als „Walk Time“ an, während der Betriebstundenzähler im Flowtrecs diese Zeiten ignoriert. Daher ist die Summe der Zeit in Bewegung etwa um 10 Prozent höher als sie der Betriebsstundenzähler anzeigt. Der Betriebstundenzähler erfasst nämlich nur den Verbrauch von mehr als 0,7 Liter pro Stunde; also etwa 1500 bis 1700 Umdrehungen. Daher täuschen die oben ausgewiesenen Durchschnittsgeschwindigkeiten etwas.

Verbrauch – Geschwindigkeit – Drehzahl

Auf den 1062 Kilometern sind 243 Liter Sprit durch den Vergaser gelaufen. Gemittelt aus Berg- und Talfahrt reicht also ein Liter Benzin für 4,4 Kilometer. In der Bergfahrt wurden Reichweiten von lediglich 2,8 bis 3,2 Kilometer erreicht, zu Tal hingegen konnten aus einem Liter bis zu 6 Kilometer erfahren werden. Das gilt aber nur für eine Drehzahl zwischen 4200 und 4500 Umdrehungen. Wird mehr Gas gegeben, so steigt der Verbrauch deutlich an und die Reichweiten schrumpfen ebenso.

Bei einer Drehzahl von etwas über 4200 Umdrehungen kommt Nasuli schön stabil ins Gleiten, wobei ja zu berücksichtigen ist, dass das Boot ziemlich beladen gewesen ist. Voll aufgebunkert mit 88 Liter Super betrug die Zuladung inklusive Skipper gut und gern 300 Kilogramm. Bezogen auf stehende Gewässer – also relativ zur anströmenden Donau – wurde so eine Geschwindigkeit von ganz knapp unter 20 Kilometern in der Stunde erreicht.

Daher ergibt sich die mittlere Reichweite von 4,2 bis 4,4 Kilometer aus einem Liter 95 Oktan-Saft. Das entspricht einem Verbrauch von 4,7 bis 5 Liter in der Stunde im erwähnten Drehzahlbereich. Der 30 PS Honda ist somit erfreulich ökonomisch zu betreiben. Selbstverständlich steigt der Verbrauch auf bis zu 10 Liter, wenn Vollgas gegeben wird. Das erklärt auch den Unterschied zu dem höheren Verbrauch in meiner Fahrt nach Sulina mit dem 20 PS Honda. Denn damals bin ich praktisch durchgehend mit Vollgas unterwegs gewesen und habe für 3200 Kilometer annähernd 700 Liter Benzin gebraucht – wie gesagt mit einem Aussenborder, der nur zwei Drittel der Stärke des aktuellen Motors gehabt hat, und trotz „Hebel auf’m Table“ nicht ganz die Geschwindigkeit von jetzt erreicht hat.

Was hat funktioniert – und was ist daneben gegangen?

Gepasst hat die Einteilung der Tankstopps. Mit 78 Liter in drei Kanistern sind auch bergauf 230 Kilometer sicher zu bewältigen. Der Tankstop in Tulln kann daher entfallen und mit nur zwei Tankstops (Schlögen und Marina Saal bei Kelheim) wäre das Reiseziel zu erreichen gewesen.

Sehr gut funktioniert hat der Flowtrec. Die Verbrauchswerte und Reichweitenangaben erlauben eine perfekte Abstimmung auf optimale Verbrauchswerte. Ebenso hervorragend bewährt hat sich die App A-Tracker auf dem Smartphone. Abfahrtszeiten, Stopps und die Wegaufzeichnung funktionieren präzise und der Export der GPX-Files in OpenCPN ermöglicht dann die Feinanalyse zuhause.

Entbehrlich waren das alte Samsungtablet, weil es sich nicht am 12V-Adapter hat aufladen lassen. Detto das Gleiche für das alte Samsung Notebook. Unterwegs reichen die App am Smartphone bzw. Flowtrec in Echtzeit. Bewährt hat sich die Sony Cybershot H1 aus dem Fundus. Mit 5 MPixel macht sie Bilder in idealer Größe fürs Blog und mit dem Zoomobjektiv ist sie jedem Smartphone derzeit haushoch überlegen. Für die Innenaufnahmen im Regensburger Dom hat sich das Sony Xperia 3 mit unerreichter Lichtstärke bestens bewährt. Für die alltäglichen Computeraufgaben von Blogschreiben bis Telebanking hat sich das Lenovo Tab11 mit Tastatur exzellent geschlagen.

Durchaus entbehrlich war die ActionCam. Navigieren, Gegendschauen und Genießen nehmen mich vollauf in Anspruch, jetzt auch noch Videos zu machen würde mich überfordern. Wobei ich auch festhalten möchte, dass ich diese Fahrt nach Kelheim hauptsächlich für mein eigenes Wohlbefinden unternommen habe.

Daher gab es auch gewandtechnisch etliche Redundanzen; wie schon 2012 hätte man die Leiberln und Sporthosen auch unterwegs im Kübel waschen können und die Zahl mitgeführter Items um mindestens 50% reduzieren können – ebenso wie die „Jeans für Schön“. Auch ein Pullover hätte ausgereicht, und dieser kam auch tatsächlich einmal zum Einsatz. Fünf Paar Socken – wer ist denn auf diese Idee gekommen? Hinsichtlich des Schlafsacks bin ich geteilter Meinung: Einerseits war er mehrheitlich zu warm, andererseits war ich zweimal in der Gegend von Schlögen verdammt froh, genau diesen Armeeschlafsack gehabt zu haben.

Das gute alte Vaudeezelt hat nach über 20 Jahren ausgedient – und eröffnet die Gelegenheit ein einfaches Wurfzelt anzuschaffen – mehr braucht es nämlich nicht. Die beiden dünnen Luftmatratzen haben sich sowohl komforttechnisch als auch als isolierende Unterlage bestens bewährt. Die „Küche“ zur Bereitung der Sulina-Mischung war funktional und ausreichend. Lediglich ein einziges Mal hätte ich mir etwas zu Essen gewünscht, als es sich aus dem Reiseablauf ergeben hat, dass ich zwei Tage in Folge nichts zu essen hatte.

Novum bei der diesjährigen Fahrt war das Beiboot, welches dann alle Sachen beherbergt hat, wenn ich auf der Nasuli geschlafen habe. Es erfordert zwar eine gewisse Vorbereitung, wenn zunächst das Beiboot inklusive Luftboden aufgeblasen werden muss, aber es ist einfach und bequem Nasuli auszuräumen und alle Seesäcke und Treibstoffkanister im Beiboot zu verstauen. In früheren Fahrten, da hatte ich auch weniger Zeugs mitgeführt, wurden Seesäcke und Treibstoffkanister nach hinten und auf die Seite gerückt und die Liegestatt im verbliebenen Zwischenraum eingerichtet. Mit Beiboot ist es zweifellos viel bequemer. Zu den wasserdichten Seesäcken kann auch angemerkt werden, dass es praktischer ist, mehrere kleinere Seesäcke zu verwenden. Da finden sich dann die gesuchten Dinge schneller als in einem großen Seesack mit unergründlichen Tiefen.

Erwartungsgemäß gut funktioniert hat der Motor von Honda, was sicher auch auf die regelmäßige Wartung zurück geführt werden kann. Auch das maßgeschneiderte Verdeck von Michaela war perfekt. Dass ich eine Stange verbogen habe ist nur meiner Ungeschicklichkeit zuzuschreiben. Die PVC-Haut von Nasuli gab auch keinen Grund zur Beanstandung, lediglich an der Dichtheit der Ventile muss noch ein wenig gearbeitet werden. Es ist ein wenig eigenartig, wenn der Luftkiel auf 0,35 bar aufgeblasen wird, dann aber nach einem Tag auf 0,2 bar absinkt – und dieses Druckniveau dann aber mehrere Tage beibehält.

Welches Ziel war interessanter: Sulina oder Kelheim?

Abgesehen vom zeitlichen Abstand von elf Jahren hat sich am Wasser doch einiges verändert. 2012 war der Balkan noch vom Krieg in Jugoslawien gezeichnet – heute macht der Krieg in der Ukraine das Befahren des Donaudeltas wenig ratsam. Die Fahrt stromaufwärts war durch eine bedeutende Zahl größerer und großer Yachten gekennzeichnet. Leider aber auch durch bisweilen größere Rücksichtslosigkeit der Skipper – oder ist es wirklich notwendig mit einem 8 Meter Kreuzer in Höchstgeschwindigkeit am Schlauchboot so vorbei zu fahren, dass alles durcheinander fliegt? Absicht, Gedankenlosigkeit oder Angeberei?

Tatsächlich verklärt der zeitliche Abstand bestimmt die Erinnerung, dennoch bleibt der Eindruck von mehr Herzlichkeit und Nähe. Vielleicht hat aber auch die sprachliche und geografische Nähe das Unterfangen 2023 etwas zu einfach gemacht. Schön war jedenfalls das Treffen mit Skippern, die ich bisher nur im Forum kennenlernen konnte. Als Fazit möchte ich für mich sehen, dass sich beide Fahrten eben nicht vergleichen lassen und dass sie erst beide gemeinsam das Ganze ergeben, nämlich die Donau mit Nasuli von Kilometer 0 bis Kilometer 2414,7 befahren zu haben.

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2 Antworten zu Kelheim – Die Nachlese

  1. Chris schreibt:

    👍 ein Traum den ich erst zum Teil (Strecke durch 🇦🇹) erleben konnte. Der Teil in 🇩🇪 soll in den nächsten Jahren folgen und dann wird man weitersehen. Ahoi Chris

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  2. tim schreibt:

    Danke für die investierte Zeit ind diese Zusammenfassung. Sehr informativ und lehrreich!

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